Gute Manieren, Höflichkeit und Formalitäten im Englischen

Andere Länder, andere Sitten – das wird häufig als Ausrede verwendet, wenn Kulturen aufeinanderprallen und es zu Missverständnissen kommt. Es stimmt, dass in anderen Ländern andere Normen gelten. Doch wer sich mit ihnen befasst, statt sie zu ignorieren, findet schnell Freunde und erweitert seinen Horizont. Guten Manieren gehören zum guten Ton und mit Höflichkeit kommt man schnell im Leben weiter, sei es im Beruf oder Alltag.

Formalitäten können sich im Englischen von jenen im Deutschen unterscheiden. Damit du niemandem ungewollt auf die Füße oder gar in ein Fettnäpfchen trittst, geben wir dir hier die wichtigsten Tipps rund um gute Manieren im Englischen mit auf den Weg.

Du solltest beachten, dass manche Formalitäten kultur- und weniger sprachabhängig sind. In Australien kann es andere Normen geben, als zum Beispiel in den USA, auch wenn in beiden Ländern Englisch gesprochen wird. Grundsätzlich kannst du dich aber an den folgenden Grundsätzen orientieren.

Soziolinguistik und Psycholinguistik

Wenn es um Höflichkeit geht, ist mehr im Spiel, als nur die richtigen Formalitäten einzuhalten. Es gibt ganze Wissenschaften, die sich mit dem Thema genauer befassen: Soziolinguistik und auch Psycholinguistik.

Die Soziolinguistik untersucht das Sprachverhalten sozialer Gruppen, wie zum Beispiel Basil Bernstein. Er stellte in den 1960er Jahren sprachliche Unterschiede sozialer Gruppen (Unterschicht, Mittelschicht und Oberschicht) fest. Jene, die er in die Kategorie „Unterschicht“ einteilte, nutzten einen geringeren Wortschatz und einfachere syntaktische Strukturen. Bezogen auf Englisch lässt sich das leicht mit dem regionalen Dialekt der Arbeiterklasse vergleichen – Cockney. In London ist dieser Akzent beispielsweise vorrangig vertreten, in Liverpool ist es Scouse und in Nordirland Ulster English. Diese Dialekte sind direkter und machen von weniger Formalitäten Gebrauch. Sie unterscheiden sich stark vom sogenannten „Queen’s English“, dem Standard-Englisch, ähnlich wie Sächsisch und Schwäbisch sich vom Hochdeutsch unterscheiden, eher der Arbeiterklasse zugeordnet werden und als weniger formell und höflich gelten.

Die Psycholinguistik hingegen befasst sich mit der menschlichen Sprachfähigkeit. Es geht dabei um den Spracherwerb und wie unser Gehirn Sprachen versteht, produziert und repräsentiert. Der Einfluss von Formalitäten in unserer alltäglichen Sprache hat langfristige Auswirkungen, die sich beim Lernen neuer Sprachen besonders deutlich machen. Wer es generell nicht gewohnt ist, verschiedene Formalitäten einzuhalten, hat es beim Lernen einer neuen Sprache damit schwerer.

Grammatik hilft, im Englischen höflich zu bleiben

Die englische Grammatik bietet verschiedene Möglichkeiten, immer höflich zu sein. Man kann dies als Tricks ansehen, oder einfach nur als gute Manieren. Wer diese Hinweise regelmäßig in die Tat umsetzt, braucht sich nicht darum sorgen, als unhöflich rüberzukommen.

Fragen statt Aussagen verwenden

Wenn du jemanden direkt darum bittest, etwas zu tun, kann das im Englischen als zu direkt und sogar unfreundlich aufgefasst werden. Formuliere deine Bitte stattdessen in eine Frage um und klinge rücksichtsvoller. Das gibt deinem Gegenüber natürlich die Möglichkeit, nein zu sagen. Doch wer tut das schon, wenn man nett gefragt wird?

Beispiel:

Was du nicht sagen solltest:

Hilf mir beim Kochen. (Help me with cooking.)

Was du stattdessen sagen solltest:

Kannst du mir beim Kochen helfen? (Could you help me cook?)

Vage Sprache verwenden

Im Deutschen sind viele gern direkt und wissen auch, dass es mitunter schroff ankommt. Es kann sehr unhöflich wirken, wenn man zu direkt ist, selbst wenn man es gar nicht so meint. Bleibe stattdessen flexibler und etwas vage.

Beispiel:

Was du nicht sagen solltest:

Es ist zu warm, mach die Klimaanlage an. (It’s too hot. Turn on the air-con.)

Was du stattdessen sagen solltest:

Mir ist etwas warm. Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich die Klimaanlage einschalte? (I am feeling a little too hot. Do you mind if I turn on the air-con?)

Eine Erklärung hinzufügen

Manchmal ist es besser, mehr zu sagen als zu wenig. Indem du Erklärungen und weitere Details hinzufügst, kannst du Missverständnisse vermeiden. Wie werden Missverständnisse oft aufgenommen? Als schlechte Manieren! Egal ob auf der Arbeit, beim Studium oder im Alltag – du willst sicher nicht unhöflich wirken. Füge also Wörter wie because, therefore, so, that’s why ein und liefere zusätzliche Informationen.

Beispiel:

Was du nicht sagen solltest:

Ich komme nicht zu deiner Geburtstagsfeier. (I am not coming to your birthday party.)

Was du stattdessen sagen solltest:

Ich kann nicht zu deiner Geburtstagsfeier kommen, weil ich nicht in der Stadt bin. (I cannot come to your birthday party, because I will be out of town.)

Fragen mit Modalverben mildern

Wie bereits erwähnt, kannst du mithilfe von Fragen gute Manieren beweisen. Du kannst aber auch noch einen Schritt weitergehen und Modalverben einbauen. Damit wirst du noch höflicher wahrgenommen. Diese Modalverben sind zum Beispiel: would, could, will, can, should, must, might und shall. Verwendest du sie, klingt jede Aussage oder Frage formeller.

Beispiel:

Was du nicht sagen solltest:

Gehst du mit mir essen? (Are you gonna eat with me?)

Was du stattdessen sagen solltest:

Willst du mit mir essen gehen? (Would you like to go eat with me?)

Passiv verwenden

Wenn in deinem professionellen Umfeld etwas schiefgehen sollte, kann das Passiv sehr wichtig werden. Dank dem Passiv kann die Nennung eines Themas vermieden werden. Willst du ein Problem ansprechen, aber niemandem die Schuld zuweisen, rettet dich das Passiv davor, böswillig zu klingen.

Beispiel:

Was du nicht sagen solltest:

Robert hat mir die falsche Wegbeschreibung gegeben. (Robert gave me wrong directions.)

Was du stattdessen sagen solltest:

Mir wurde die falsche Wegbeschreibung gegeben. (I was given wrong directions.)

In die Vergangenheitsform wechseln

Eine weitere Möglichkeit, höflich zu klingen, erreichst du durch die Vergangenheitsform. Gerade wenn es um die Verwendung von want und need geht, beweist du gute Manieren, indem du die Vergangenheitsform nutzt.

Beispiel:

Was du nicht sagen solltest:

Ich will dich etwas fragen. (I want to ask you something.)

Was du stattdessen sagen solltest:

Ich wollte dich etwas fragen. (I wanted to ask you something.)

Allgemeine Phrasen zur Höflichkeit

Bist du dir mal bei der englischen Grammatik unsicher, kannst du immer noch auf Höflichkeitsfloskeln zurückgreifen. Dir sind beim Englischlernen sicherlich schon die einen oder anderen Ausdrücke aufgefallen, mit denen man höflicher erscheint. Die folgenden Sätze kannst du in einer formellen Umgebung verwenden. Gerade wenn Probleme auftreten und du taktvoll sein möchtest, kannst du auf diese Weise höflich aber bestimmt deinen Punkt vermitteln.

Beispiele:

Was du nicht sagen solltest:

Das ist falsch. (This is wrong).

Was du stattdessen sagen solltest:

Das ist verbesserungswürdig. (This could use some improvement).

Was du nicht sagen solltest:

Ich habe dir das bereits gesagt. (I already told you this).

Was du stattdessen sagen solltest:

Wie ich zuvor erwähnt habe … (As I mentioned previously…)

Was du nicht sagen solltest:

Ich will das nicht tun. (I don’t want to do this).

Was du stattdessen sagen solltest:

Danke, aber lieber nicht. (Thanks, but I’d rather not).

Negativsätze

Neben diesen simplen Grammatikregeln ist man es vor allem im Deutschen gewohnt, ab und zu in Negativsätzen zu sprechen. Das sieht zum Beispiel so aus: „Kannst du nicht kurz warten?“. Direkt ins Englische übersetzt bedeutet das: “Couldn’t you wait quickly?”.

Auf den ersten Blick mag das nicht außergewöhnlich erscheinen, allerdings wird es im Englischen als sehr unhöflich aufgefasst. Deutsch kann eine sehr direkte Sprache sein, was anderenorts aber ganz und gar nicht positiv aufgenommen wird. Um in diesem Fall höflich zu bleiben, wäre es besser zu sagen “Could you wait, please?”.

Immer die Ohren und Augen offen halten

Da du nun einen Überblick über höfliches Englisch und gute Manieren erhalten hast, wirst du verschiedene Redewendungen beim Lernen und beim alltäglichen Sprachgebrauch eher bemerken. Achte darauf, wie Kollegen oder Freunde miteinander sprechen. Gerade im Berufsleben werden gute Manieren geschätzt und auch entsprechend belohnt. Wer die Formalitäten nicht einhält, wird seltener befördert.

Höfliches Englisch ist überall, denn wir verwenden es auf der Arbeit oder in der Schule, aber auch, wenn wir mit der Verkäuferin oder dem Kellner in einem Restaurant sprechen. Verbessere daher deine Englischkenntnisse bequem über die Lingvist-App, die du kostenlos herunterladen kannst. Dort findest du jede Menge Lektionen, die du ganz deinen individuellen Bedürfnissen anpassen kannst. Lerne immer, was du auch in deinem Alltag brauchst und nimm dir Zeit, in deinem Tempo höfliches Englisch zu üben.

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